Nur wenige Schritte vom Kolosseum entfernt liegt die Basilika San Clemente al Laterano. Diese Kirche ist Clemens I. gewidmet, welcher zu den Apostolischen Vätern zählt und in der zweiten Hälfte des 1. Jahrhunderts Bischof von Rom war. Das Besondere der Kirche ist, dass sie über einer im 4. Jahrhundert errichteten Kirche erbaut wurde – die heutige Kirche hingegen stammt aus dem 12. Jahrhundert.
Die ältesten Spuren der an einem alten Pilgerweg zum Lateran gelegenen Kirche stammen aus dem 1. Jahrhundert nach Christus. 64 nach Christus wurde beim großen Brand von Rom die Bebauung der Region, in welcher die Basilika heute steht, komplett verwüstet. Bei Ausgrabungen fanden sich Reste der Fundamente eines zerstörten Gebäudes, welche für die nachfolgenden Bauten wiederverwendet wurden.
Legenden der Basilika
Kurze Zeit nach dem Brand wurden auf den Trümmern zwei Gebäude errichtet. Das größere Gebäude bestand aus einem sehr großen Hof mit zahlreichen, tonnengewölbten Kammern aus Tuffstein. Möglicherweise könnte es sich bei diesem Komplex um eine Moneta (staatliche Munzprägestätte) gehandelt haben.
Für das zweite Gebäude, welches durch seine Mosaikfußböden und die Stuckarbeiten an den gewölbten Decken sehr prunkvoll war, gibt es unterschiedliche Theorien:
1) Das Gebäude könnte aufgrund seiner Beschaffenheit das herrschaftliche Wohnhaus des Konsuls Titus Falvius Clemens sein, welcher der Legende nach als Märtyrer gestorben war. Weiterhin gibt es die Theorie, dass Papst Clemens I. ein freigelassener Sklave aus diesem Hause war und als Freigelassener wie üblich den Namen seines ehemaligen Herrn übernommen hätte. Der gesamte Komplex sei aus diesem Grund danach nach ihm benannt worden.
2) Aufgrund der Nähe zum Kolosseum und der Gladiatoren-Kaserne Ludus Magnus besagt die zweite Deutung, dass es sich um ein öffentliches Gebäude gehandelt habe, welches möglicherweise zur Moneta gehörte.
Die Frage, ob es sich beim zweiten Gebäude um ein Privathaus oder eine öffentliche Einrichtung handelte, ist für die Ursprünge der späteren Kirche von Bedeutung.
Besichtigung der Basilika
Das Äußere der Kirche ist sehr schlicht gestaltet. Im Wesentlichen besteht es nur aus Sichtmauerwerk aus flachen Ziegeln. Durch einen Portikus aus dem 12. Jahrhundert mit vier antiken Säulen am Eingang an der Piazza Clemente betritt man das Atrium, welches ebenso aus dem 12. Jahrhundert stammt. Links erhebt sich der um 1600 errichtete Glockenturm.
Die Oberkirche zeigt die vollständige Raumfolge eines christlichen Gotteshauses: Tor, Vorhof, Gemeinderaum, Sängerchor, Hochaltar und Apsos. Betrachtenswert ist der Fußboden der Kirche, die Unterbrechung der gleichmäßigen Abfolge der Säulen, und die Schola Cantorum, ein den Priestern vorbehaltener Bereich mit zum Teil marmornen Schranken aus dem 6. Jahrhundert. Kunstgeschichtlich bedeutsam ist vor allem das Mosaik der Apsos und Apsisstirn mit dem Thema „Der Triumph des Kreuzes“.
In der Unterkirche wurden Stützen im Mittelschiff eingefügt, um die darüberliegende Oberkirche zu tragen. In diesem Mittelschiff befinden sich Fresken aus dem 6. bis 9. Jahrhundert. Besonders interessant ist das Fresko mit der Darstellung einer Himmelfahrt Christi. Auch das Madonnenfresko aus dem 8. Jahrhundert ist absolut sehenswert.
Im untersten Stockwerk findet ihr das Mithrasheiligtum, welches außerhalb der Kirchenfläche liegt. Dieses besteht aus einem langgestreckten Raum mit Tonnengewölbe und Sitzbänken an den Seiten. An der westlichen Wand steht ein Altar mit einem Relief, welcher Mithras zeigt, der den Stier tötet.
Die ausgegrabenen Räume des antiken Hauses des Titus Flavius Clemens erreicht ihr durch eine moderne Öffnung in der Außenmauer. Zusätzlich findet ihr dort auch eine kleine Katakombe mit 16 Gräbern aus dem 5. Jahrhundert.
Ein sicht- und hörbarer unteridischer Wasserlauf gehört zum begehbaren Teil der Ausgrabungen. Möglicherweise speiste dieser einst den See, den Nero an der Stelle anlegen ließ, wo heute das Kolosseum steht.
Über diese geschichtsträchtige Basilika gibt es sehr viel zu erzählen. Weitere Informationen findet ihr auf der offiziellen Homepage der Kirche.
Ein Besuch der Basilika ist meiner Meinung nach jede Anreise wert.
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