Auf der Via Gregorio VII, in der Nähe des Petersdoms, erinnert lautes Hupen an die Zeiten vor der Coronakrise. Scheinbar hat ein Auto in zweiter Reihe geparkt und hindert die weiteren Verkehrsteilnehmer am Vorankommen. Zwei Italiener diskutieren heftig, der Autofahrer kehrt im Laufschritt zurück, fährt mit seinem Auto davon und der Stau löst sich wieder auf. Eine Szene, die für Rom bezeichnend ist, nach 10 Wochen Isolation den stillen Beobachtern aber fast schon ein Lächeln ins Gesicht zaubert und das Gefühl vermittelt, dass in der Stadt wieder ein Stückchen Normalität einkehrt.
Im Autobus dürfen aktuell nur 50 Prozent der zugelassenen Personen transportiert werden. Einige Sitzplätze sind mit einem Aufkleber mit den Worten: „Hinsetzen Verboten! Präventionsmaßnahme Coronavirus – Zur Gewährleistung der sozialen Distanz ist die Nutzung dieses Platzes verboten.“ gekennzeichnet. Hat der Autobus die Kapazität von 50 Prozent erreicht und es möchte keiner im Bus aussteigen, so darf er keine weiteren Fahrgäste in den Bus einsteigen lassen.
Foto: Bus 982 am 18. Mai 2020 – Auch hier gelten die Sicherheitsbestimmungen.
Kaffee im Pappbecher zum Mitnehmen war gestern – seit 18. Mai 2020 ist es nämlich in zahlreichen Kaffeebars in Rom wieder möglich, Kaffee und Cornetto an der Bar zu genießen. Neuerung: Die Bodenmarkierungen zur Einhaltung des Sicherheitsabstandes von einem Meter.
Auch das Personal hat sich nach der langen Zeit darüber gefreut, endlich wieder in Kontakt mit seinen Kunden zu treten.
Foto: Kaffeebar und Pasticceria “Ci Piace” in der Via Gregorio VII 103, 105
Im Stadteil Prati, auf der Via Cola di Rienzo, haben einige Einzelhandelsgeschäfte und Dienstleister wieder ihre Türen geöffnet. Um 10.30 Uhr ist es noch sehr ruhig, eine Stunde später bilden sich bereits die ersten Schlangen vor den Geschäften. Wahrscheinlich eine neue Routine, weil nicht alle gleichzeitig das Geschäftslokal betreten dürfen. Desinfektionsmittel und Handschuhe stehen in jedem Shop sowie auch bei den Verkaufsbänken im Freien für die Kunden bereit.
Nicht alle Geschäfte haben geöffnet, einige Händler bringen ihren Kummer mit gut sichtbaren Plakaten in der Vitrine oder auf den Rollläden mit der Aufschrift „Ohne staatliche Hilfe können wir nicht wieder öffnen – Tausende von Mitarbeitern sind gefährdet“ (s. Foto unten) zum Ausdruck. Die Gefühle sind ambivalent.
Übersetzung: „Ohne die Hilfe der Regierung können wir nicht wieder öffnen – Tausende von Mitarbeitern sind gefährdet“
Sportlich geht es um die Mittagszeit am Haupteingang des Parks der Villa Pamphili zu, wo sich motivierte Läufer und Radfahrer drängen. Auch die Muskelpakete, die sich so gerne zur Schau stellen, trainieren wieder an den Outdoor-Geräten. Fast hat es den Anschein, dass heute ein Tag wie jeder andere ist, wären nicht die Gesichtsmasken, die darauf hinweisen, dass wir uns noch immer in einem Ausnahmezustand befinden.
Langsam geht es voran, die Sorgen sind nicht vergessen, aber dennoch schwingt wieder etwas Hoffnung in der Luft. Die Ewige Stadt wird lauter, voller und auch chaotischer und genau das genießen die Römer in diesem Moment!
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